Das Netzwerk richtet sich mit seiner Web-Plattform gezielt an Betroffene und ihre Communities. Letztes Jahr wurde im Austausch mit Multiplikator*innen deutlich, dass diese Zielgruppe sich vorwiegend auf den Sozialen Medien informiert. Das Netzwerk arbeitet deshalb neu mit Multiplikator*innen zusammen, die als «Influencer*innen» auf Social Media Content zum Thema FGM/C verbreiten.
Viele der Multiplikatorinnen, mit denen das Netzwerk kooperiert, sind sehr vertraut mit Social Media, sind auf verschiedenen Plattformen aktiv und verfügen oft über eine beeindruckende Reichweite. Das Netzwerk ist dankbar für diese Kompetenzen und bindet sie neuerdings in seine Präventionszusammenarbeit ein. Seit einigen Monaten verbreitet eine Gruppe von Multiplikator*nnen im Auftrag des Netzwerkes eigene oder gemeinsam entwickelte Inhalte zum Thema FGM/C über ihre eigenen Kanäle.
Gespräch mit Amouna Abakar Moustapha – Influencerin auf Social Media
Simone Giger vom Netzwerk hat mit Amouna Abakar Moustapha, einer erfahrenen Multiplikatorin und neuen «Influencerin» des Netzwerks auf Social Media über ihre ersten Erfahrungen gesprochen.
Amouna stammt aus dem Tschad und lebt seit 2003 in der Schweiz. Die gelernte IT-Managerin absolvierte in der Schweiz eine Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten und zur Pflegehelferin. Seit ihrer Ankunft in der Schweiz ist Amouna als Freiwillige tätig. Es hat ihr schon immer viel bedeutet, andere Menschen – insbesondere Migrant*innen – zu unterstützen. Vor allem der Einsatz gegen die weibliche Genitalbeschneidung ist ihr ein wichtiges Anliegen. Auch in ihrem Heimatland kämpfte sie gegen die schädliche Tradition an. In der Schweiz setzt sie dieses Engagement fort. Mittlerweile arbeitet sie seit knapp 10 Jahren als Multiplikatorin mit dem Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung zusammen.
Simone Giger: Amouna, findest Du, dass die Sozialen Medien für die Präventionsarbeit geeignet sind?
Amouna Abakar Moustapha: Ich denke, sie sind sehr nützlich für die Sensibilisierung und die Prävention von FGM/C. Es gibt betroffene Frauen in der Schweiz, die wissen nicht, was FGM/C ist. Sie sind sehr isoliert und haben keinen Zugang zu öffentlichen Informationen. Über die sozialen Netzwerke können wir diese Frauen jedoch erreichen. Natürlich ist Prävention zum Beispiel mittels Präventionsveranstaltungen und Diskussionsrunden ebenfalls wichtig. Aber manche Frauen haben keine Zeit oder gehen kaum aus dem Haus. Da sind die sozialen Medien sehr wichtig. Zudem kennen Soziale Medien keine Grenzen: Die Inhalte verbreiten sich aus der Diaspora in die Heimat und umgekehrt. Das ist ein sehr wichtiger Vorteil.
S: Ist es denn möglich, in den sozialen Medien über ein Tabuthema zu sprechen?
A: Sich über ein Tabuthema wie FGM/C zu informieren ist grundsätzlich sehr schwierig. Frauen haben aber über soziale Netzwerke eher eine Möglichkeit, dies zu tun, ohne sich zu exponieren oder jemanden vor den Kopf zu stossen. Aber man sollte sich bewusst sein, dass Inhalte sich rasant verbreiten können. Darum muss man vorsichtig sein und vielleicht nicht allzu persönliche Inhalte posten, sondern eher allgemeine Informationen.
S: Was spricht dafür, dass ihr Videos oder Inhalte auf Euren eigenen Kanälen wie bspw. TikTok, Instagram etc. oder in Whatsapp-Gruppen veröffentlicht – und nicht über Kanäle des Netzwerkes?
A: Viele von uns sind auf Social Media sehr aktiv. Wir publizieren auf unseren Kanälen Inhalte in unserer Muttersprache, sind sehr häufig online, können liken, weiterverbreiten etc. Manche haben eine sehr grosse Gruppe von Followern.
S: Amouna, Du warst eine der Multiplikator*innen, die anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März mit uns einen Beitrag zum Thema FGM/C erstellt und gepostet hat. Hast du viele Reaktionen bekommen? Und eher positive oder auch negative?
A: Es gab fast nur positive Reaktionen. Auf TikTok habe ich sehr viele Likes erhalten und auch auf WhatsApp und Snapchat erhielt ich viele positive Rückmeldungen. Auf diesen Kanälen kamen auch Fragen zum Thema FGM/C.
S: Danke vielmals, liebe Amouna, für dieses interessante Gespräch und für Deine tolle Arbeit auf Social-Media!
https://www.maedchenbeschneidung.ch/netzwerk/stories/als-social-media-influencerin-bruecken-bauen
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