Die Corona-Krise trifft nicht alle gleichermassen. In der Schweiz sind viele Migrantinnen und Migranten ungleich härter von den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie betroffen. Vor allem zu Beginn der Krise hatten Personen, welche die Landessprachen nur unzureichend beherrschen, kaum Zugang zu offiziellen Informationen.
In die Bresche sprangen Migrationsmedien und -organisationen und das Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung Schweiz, welches neu auch Online-Prävention betreibt.
Um den Zugang zu offiziellen Informationen für fremdsprachige Personen zu gewährleisten, hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) unter anderem beim Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung Schweiz angefragt, ob ihm bekannte Multiplikatoren und Multiplikatorinnen bereit wären, ihre Landsleute über das Coronavirus, damit Verbundene Massnahmen und verschiedenste Hilfsangebote zu informieren. Die Anfrage stiess bei den Frauen und Männern, welche normalerweise zum Thema Mädchenbeschneidung Prävention machen, auf Begeisterung. Sie erhielten vom Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung Schweiz eine Schulung und eine Moderationsanleitung.
Seit Anfangs Mai laden nun rund zehn Multiplikatorinnen zu Videogesprächen via verschiedene Apps wie Skype oder Zoom ein. Die Rückmeldungen der Multiplikatorinnen bestätigen eine starke Verunsicherung und ein hohes Informationsbedürfnis seitens der Migrationsgemeinschaften: Susuna Esayas, langjährige Multiplikatorin aus dem Kanton Bern, berichtet etwa, wie manche ihrer Teilnehmerinnen aus Angst vor dem Virus kaum Zeit im Freien verbracht hätten, obwohl dies erlaubt gewesen wäre. Dies bestätigt auch die Multiplikatorin Abshira Mahamed. Zudem sei das Zusammenleben in sowieso schon sehr beengten Wohnverhältnissen eine grosse Herausforderung. Für die Kinder sei es unter solchen Umständen sehr schwierig gewesen, die von der Schule zugestellten Aufgaben zu erledigen, so Frau Mahamed. Viele der Multiplikatorinnen berichten, dass im Zuge der Krise einige der kontaktierten Familien in finanzielle Notlagen gelangt seien.
Die wegen dem Coronavirus ratsuchenden Personen werden weiterhin von den Multiplikatorinnen und Multiplikatoren beraten und an geeignete Stellen weiterverwiesen. Die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren informieren die Ratsuchenden auch immer über das Thema Mädchenbeschneidung und damit verbundene Unterstützungsangebote in der Schweiz. Die nationalen Anlaufstellen des Netzwerkes gegen Mädchenbeschneidung Schweiz halten während der Pandemie ihren Betrieb aufrecht und bieten auch in diesen Zeiten telefonische Beratung sowie Onlineberatung an.
Beitrag von: Denise Schwegler, Caritas Schweiz
https://www.maedchenbeschneidung.ch/netzwerk/stories/digitale-praevention-in-coronakrise
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