«Ich sage ihnen: Ich bin eine von euch.»

Bild von Fatima Khatir
Die Multiplikatorin Fatima Khatir

Ein Porträt von Fatima Khatir, Multiplikatorin im Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung Schweiz. Fatima Khatir engagiert sich seit mehr als zehn Jahren in der Prävention gegen die weibliche Genitalbeschneidung. Ein Blick in ein Leben, das schon früh vom Engagement für Frauen- und Menschenrechte geprägt war; ein Engagement, welches Frau Khatir in der Schweiz seit vielen Jahren weiterführt.

«Ich sage ihnen: Ich bin eine von euch.»

Fatima Khatir wurde 1971 als zweitältestes Kind von insgesamt neun Kindern in Khartum, der Hauptstadt des Sudans, geboren. Sie wurde mehrheitlich von ihrer Grossmutter Fatima aufgezogen, welche in einem Dorf – mehrere Busstunden von Khartum entfernt – lebte. Zu ihrer Namensvetterin hatte sie eine enge Beziehung: «Meine Grossmutter war stets sehr liebevoll zu mir», erinnert sich Fatima Khatir.  

Später kehrte sie in die Hauptstadt zurück und absolvierte an der Universität in Khartum eine Ausbildung zur Buchhalterin. Im universitären Umfeld begann Frau Khatir, sich politisch gegen den damaligen, autoritär regierenden Präsidenten Al-Baschir und für Menschenrechte zu engagieren. Als sie deswegen von den Sicherheitskräften zu einer mehrstündigen Vernehmung einbestellt wurde, begann die Idee, das Land zu verlassen, Gestalt anzunehmen. Sie floh nach Kairo und heiratete dort ihren Partner, der ebenfalls politisch aktiv war. Später entschied das Paar, sich in der Schweiz niederzulassen: «Ich wollte dorthin, wo mehrere UNO-Organisationen ihren Hauptsitz haben», begründete Fatima Khatir ihre Wahl.  

In der Schweiz nahm das Engagement von Fatima Khatir gegen die weibliche Genitalbeschneidung seinen Anfang. Im Rahmen eines zweijährigen kantonalen Projekts des Kantons Waadt liess sie sich zu einer Multiplikatorin ausbilden. Seit mehreren Jahren veranstaltet sie gemeinsam mit dem Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung Schweiz Präventionsanlässe zum Thema «Frauengesundheit». Dabei vermittelt Fatima Khatir nebst verschiedensten Aspekten zur Frauengesundheit auch Informationen zur weiblichen Genitalbeschneidung. Ihre eigene Betroffenheit helfe ihr, Zugang zu den Frauen zu finden: «Ich sage, dass ich eine von ihnen bin – selbst betroffen. Das schafft Vertrauen.». Niemals werde sie den Schmerz vergessen, den sie als fünfjähriges Mädchen bei der Beschneidung erlitten habe. Die Erinnerung an die gesundheitlichen Beschwerden helfe ihr auch, Frauen zu überzeugen, welche FGM/C gegenüber ambivalent eingestellt seien.  

Fatima Khatir leistet seit mehr als zehn Jahren Präventionsarbeit. Seit Beginn dieser Tätigkeit habe sich vieles zum Guten gewendet. Während die Frauen anfänglich nicht über FGM/C hätten sprechen wollen und einem Verbot ablehnend gegenüberstanden, seien sie nun offener. Aber es gäbe noch viel zu tun, gerade bei jenen Familien, welche erst kürzlich in die Schweiz migriert seien. «Wir müssen weiterhin das Gespräch suchen und informieren», hält Fatima Khatir fest.

Beitrag von: Denise Schwegler, Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung Schweiz, Caritas Schweiz 

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