Weibliche Genitalbeschneidung und die Rolle und Verantwortung der Männer

Vier Männer und Jungen
Illustration: Petra Schmid, Les Graphistes, Bern

Geht FGM/C nur Frauen und Mädchen etwas an? Oder ist dies nicht vielmehr ein Thema, das auch die Männer betrifft – als Ehemänner, Väter und religiöse oder kulturelle Autoritätspersonen? Für Aktivist*nnen und Multiplikator*nnen des Netzwerkes ist klar: FGM/C ist nicht bloss Frauensache. Um nachhaltige Veränderungen zu erwirken, ist es zentral, Männer in die Bekämpfung von FGM/C einzubeziehen.

Weibliche Genitalbeschneidung und die Rolle und Verantwortung der Männer

Weibliche Genitalbeschneidung wird oft als „Frauenangelegenheit“ angesehen; Männer in den betroffenen Communities wurden folglich lange aus der Präventionsarbeit ausgeklammert. Auf den ersten Blick erstaunt dies nicht, denn erstens sind es die Frauen und Mädchen, die betroffen sind; zweitens wird eine Beschneidung meistens von Frauen durchgeführt und häufig sind es gerade Frauen, welche darauf bestehen, dass die Mädchen der Familie in einem gewissen Alter beschnitten werden.

Es ist jedoch zentral, FGM/C nicht als reine Frauensache wahrzunehmen, sondern auch die Männer im Kampf gegen diese Praxis zur Verantwortung zu ziehen. Denn FGM/C liegt eine uralte, tief verankerte Tradition und bedeutende soziale Norm zugrunde: Eine unbeschnittene Frau ist nicht verheiratbar. Da die religiösen und kulturellen Institutionen, die solche Überzeugungen aufrechterhalten, meist von Männern kontrolliert werden, können Männer eine entscheidende, aktive Rolle bei der Abschaffung von schädlichen Bräuchen und Traditionen spielen.

Nicht nur auf der institutionellen, sondern auch auf der individuellen Ebene können Männer als Vorbilder mitwirken: Sie könnten sich Kraft ihrer Stellung als Mann wirkungsvoll in der Öffentlichkeit gegen FGM/C aussprechen, ihre Stimme erheben, das Tabuthema ansprechen und dafür einstehen, dass ihre Töchter vor einer Genitalbeschneidung verschont bleiben. Oder sie können beispielsweise ausdrücklich keine beschnittenen Frauen als Ehefrauen wünschen. Für die Bekämpfung von FGM/C ist es wichtig, dass Männer ihre Verantwortung vermehrt wahrnehmen.

Das Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung Schweiz hat sich für die laufende Projektperiode zum Ziel gesetzt, das Engagement von Männern zu fördern und sie vermehrt in die Präventionsarbeit einzubinden. Die Zusammenarbeit mit Männern aus den betroffenen Communities wird intensiviert und Multiplikatoren werden damit beauftragt, sich für die Sensibilisierung und Enttabuisierung des Themas unter Männern einzusetzen. Dies geschieht zum Beispiel mittels sogenannter Männergesprächsrunden, in denen die Gründe für weibliche Genitalbeschneidung, deren Folgen für die Betroffenen sowie die Unterstützungsangebote in der Schweiz für von FGM/C betroffene oder bedrohte Frauen und Mädchen thematisiert werden.

Beitrag von: Simone Giger, Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung Schweiz 

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